CGM im Kraftsport: Erfahrungen, Tipps & Blutzucker-Strategie
Einleitung: Warum Blutzuckerkontrolle im Kraftsport wichtig ist
Stell dir vor, du könntest in Echtzeit sehen, wie dein Körper auf jede Trainingseinheit, jede Mahlzeit und jede Regenerationsphase reagiert. Genau das ermöglicht kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) – ein Game Changer für ambitionierte Kraftsportler, insbesondere beim CGM Krafttraining.
Als Personal Trainer mit über 30 Jahren Erfahrung im Fitness- und Kraftsportbereich habe ich die Entwicklung von Trainingsmethoden und Analysetools hautnah miterlebt. Aber kaum eine Innovation hat so unmittelbare Auswirkungen auf die Trainingsoptimierung wie CGM-Systeme.
In diesem Artikel erfährst du:
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- Was CGM-Systeme genau messen und wie sie funktionieren
 
 
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- Welche typischen Blutzuckerreaktionen beim Krafttraining auftreten
 
 
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- Wie du Kohlenhydrate strategisch vor dem Training einsetzen kannst
 
 
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- Wann Fastentraining sinnvoll ist und wann nicht
 
 
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- Praktische Tipps aus meiner eigenen Erfahrung als Typ-1-Diabetiker und Personal Trainer
 
 
Was zeigt ein CGM wirklich an?
Die Technologie hinter dem kleinen Sensor
CGM-Systeme bestehen typischerweise aus einem kleinen Sensor, der unter die Haut gesetzt wird und kontinuierlich die Glukosekonzentration in der Gewebeflüssigkeit misst. Die Daten werden an ein Empfangsgerät oder direkt auf dein Smartphone übertragen.
Wichtig zu verstehen: CGM misst nicht direkt den Blutzucker, sondern die Glukosekonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit – also der Flüssigkeit zwischen deinen Zellen. Dieser Wert liegt etwa 5-15 Minuten hinter dem tatsächlichen Blutzuckerwert zurück.
Der Unterschied zwischen Blutzucker und Gewebezucker
Diese Verzögerung hat praktische Auswirkungen auf deine Trainingsplanung:
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- Bei schnellen Blutzuckeranstiegen (z.B. nach einem schnell verdaulichen Kohlenhydrat-Shake) zeigt das CGM den Höchstwert erst später an
 
 
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- Bei intensivem Training kann der Blutzucker bereits fallen, während das CGM noch einen Anstieg anzeigt
 
 
Für Kraftsportler bedeutet das: Interpretiere die Trends und Muster, nicht jeden einzelnen Messwert. Die wirkliche Stärke des CGM liegt in der kontinuierlichen Aufzeichnung, die dir Einblicke in Reaktionsmuster gibt, die du mit punktuellen Messungen nie erkennen würdest.
Typische Reaktionsmuster beim Training
Der überraschende Blutzuckeranstieg bei intensivem Training
Ein Phänomen, das viele Sportler überrascht: Hochintensives Krafttraining kann den Blutzucker deutlich anheben – selbst ohne Kohlenhydrataufnahme vor dem Training. Der Grund: Dein Körper schüttet Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die die Leber zur Glukosefreisetzung anregen.
Besonders deutlich sieht man diesen Effekt bei:
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- Schweren Grundübungen wie Kniebeugen und Kreuzheben
 
 
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- Intensiven Sätzen nahe am Muskelversagen
 
 
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- Kurzen, explosiven Trainingseinheiten
 
 
Der klassische Blutzuckerabfall bei längeren Einheiten
Im Gegensatz dazu führen längere, moderate Trainingseinheiten oft zu einem kontinuierlichen Blutzuckerabfall. Dein Körper verbraucht dabei mehr Glukose, als er durch Stresshormone mobilisieren kann.
Dieses Muster tritt häufig auf bei:
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- Hypertrophie-orientierten Trainingseinheiten mit mittleren Gewichten
 
 
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- Längeren Trainingseinheiten über 60 Minuten
 
 
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- Kombinationen aus Krafttraining und anschließendem Cardio
 
 
Die Bedeutung individueller Unterschiede
Als ehemaliger Versicherungskaufmann und jetziger Personal Trainer weiß ich: Jeder Mensch ist anders. Was bei mir zu einem Blutzuckeranstieg führt, kann bei dir einen Abfall verursachen. Faktoren wie Trainingserfahrung, Ernährungsgewohnheiten, Stresslevel und sogar die Tageszeit beeinflussen deine Blutzuckerreaktionen.
Genau hier liegt der Wert des CGM: Es ermöglicht dir, deine individuellen Muster zu erkennen und dein Training entsprechend anzupassen.
Kohlenhydrate vor dem Training: Ja oder Nein?
Die Vorteile einer strategischen Kohlenhydrataufnahme
Basierend auf meinen CGM-Daten und der Erfahrung mit zahlreichen Klienten kann ich sagen: Eine wohlüberlegte Kohlenhydratzufuhr vor dem Training kann entscheidende Vorteile bieten:
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- Stabile Energieversorgung während des gesamten Trainings
 
 
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- Verhinderung von leistungsmindernden Unterzuckerungen
 
 
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- Bessere Proteinsynthese durch den insulinogenen Effekt
 
 
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- Potenziell höhere Trainingsintensität und -volumen
 
 
Die potentiellen Nachteile von Kohlenhydraten vor dem Training
Allerdings gibt es auch Situationen, in denen Kohlenhydrate vor dem Training kontraproduktiv sein können:
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- Starke Blutzuckerspitzen können zu nachfolgenden Abfällen und Energietiefs führen
 
 
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- Mögliche Beeinträchtigung der Fettverbrennung
 
 
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- Bei manchen Menschen kann es zu Verdauungsproblemen während des Trainings kommen
 
 
Meine persönlichen Empfehlungen basierend auf CGM-Daten
Als Typ-1-Diabetiker mit jahrelanger CGM-Erfahrung habe ich folgende Strategien entwickelt:
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- Für intensive, kurze Workouts (unter 45 Minuten): 15-20g schnell verdauliche Kohlenhydrate etwa 15-20 Minuten vor dem Training
 
 
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- Für längere Hypertrophie-Einheiten (60+ Minuten): 30-40g komplexe Kohlenhydrate mit etwas Protein 60-90 Minuten vor dem Training
 
 
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- Für Morgen-Workouts nach dem Nüchternzustand: 10-15g schnelle Kohlenhydrate direkt vor dem Training, um Unterzuckerungen zu vermeiden
 
 
Der HbA1c-Wert, der den Langzeitblutzucker über etwa 3 Monate widerspiegelt, sollte dabei generell im Normbereich liegen. Wie ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß, ist es jedoch wichtig, sich nicht ausschließlich auf diesen Wert zu verlassen, da er kurzfristige Schwankungen nicht korrekt abbildet.
Fettverbrennung & Fastentraining
Die Wissenschaft hinter dem Nüchterntraining
Fastentraining oder „fasted cardio“ ist seit Jahren ein heißes Thema in der Fitnessbranche. Die Idee dahinter: Im nüchternen Zustand hat dein Körper niedrigere Insulinspiegel, was theoretisch die Fettverbrennung begünstigt.
Meine CGM-Daten zeigen: Beim Nüchterntraining bleibt der Blutzuckerspiegel tatsächlich stabiler und zeigt weniger Spitzen. Der HOMA-IR-Wert, ein Marker für Insulinresistenz, kann durch regelmäßiges Nüchterntraining verbessert werden.
Risiken von Hypoglykämien und wie du sie vermeidest
Die Kehrseite: Ohne Glykogenspeicher kann es schnell zu Unterzuckerungen kommen, besonders bei intensiveren Trainingseinheiten. Meine Empfehlungen zur Vermeidung:
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- Beginne mit kurzen Einheiten (20-30 Minuten) und steigere langsam
 
 
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- Halte BCAAs oder ein ähnliches aminosäurehaltiges Getränk bereit
 
 
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- Achte auf Warnsignale wie Schwindel, Konzentrationsprobleme oder ungewöhnliche Schwäche
 
 
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- Nutze dein CGM, um zu sehen, wie dein Körper reagiert, und passe entsprechend an
 
 
Praktische Anwendung für verschiedene Trainingsziele
Basierend auf meinen Erfahrungen mit Klienten empfehle ich:
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- Für Fettabbau: 2-3 nüchterne, moderate Cardio-Einheiten pro Woche, vorzugsweise morgens
 
 
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- Für Muskelaufbau: Nüchterntraining eher vermeiden, da die anabole Umgebung suboptimal ist
 
 
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- Für allgemeine Fitness: Ein Mix aus beiden Ansätzen, je nach individueller Verträglichkeit
 
 
Persönliche Erfahrungen und praktische Tipps
Meine CGM-Journey als Typ-1-Diabetiker und Trainer
Als jemand, der mit 14 Jahren seinen Vater an Typ-1-Diabetes verlor und später selbst diese Diagnose erhielt, hat die CGM-Technologie mein Leben und meinen Trainingsstil revolutioniert. Was ich gelernt habe:
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- Nüchternes Cardiotraining am Morgen hilft mir, morgendliche Blutzuckerspitzen zu kontrollieren und verbessert meine Insulinsensitivität
 
 
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- Bei intensiven Krafteinheiten benötige ich weniger Insulin als berechnet, da der Blutzuckeranstieg durch Stresshormone kompensiert wird
 
 
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- Die Regenerationsphase nach dem Training zeigt oft einen verzögerten Blutzuckerabfall, der bis zu 24 Stunden anhalten kann
 
 
Praktische Tipps zur Integration von CGM in deinen Trainingsalltag
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- Führe ein CGM-Trainingsprotokoll: Notiere neben Übungen, Gewichten und Wiederholungen auch deine Glukosewerte vor, während und nach dem Training.
 
 
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- Experimentiere systematisch: Verändere jeweils nur einen Parameter (z.B. Kohlenhydratmenge, Timing, Trainingsintensität) und beobachte die Auswirkungen.
 
 
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- Nutze die Daten für Periodisierung: Plane intensivere Einheiten in Phasen optimaler Glukosekontrolle und leichtere Einheiten, wenn dein Blutzucker instabiler ist.
 
 
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- Beachte den Gesamtkontext: Stress, Schlafmangel und andere Faktoren beeinflussen deine Glukosewerte erheblich – berücksichtige diese bei der Interpretation deiner Daten.
 
 
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- Arbeite mit Fachleuten zusammen: Teile deine CGM-Daten mit deinem Arzt oder einem erfahrenen Trainer, um fundierte Anpassungen vorzunehmen.
 
 
FAQ: Die häufigsten Fragen zu CGM im Kraftsport
Wie genau sind CGM-Systeme im Vergleich zu herkömmlichen Blutzuckermessgeräten?
CGM-Systeme haben typischerweise eine Genauigkeit von ±10-15% im Vergleich zu kapillären Blutzuckermessungen. Sie sind weniger präzise bei schnellen Veränderungen, liefern aber wertvolle Trendanalysen, die für Sportler besonders relevant sind.
Kann ich mit CGM tatsächlich bessere Trainingsergebnisse erzielen?
Ja, durch die kontinuierliche Überwachung kannst du deine Ernährung und Trainingszeiten optimal abstimmen, Energieeinbrüche vermeiden und die Regeneration verbessern – all das führt langfristig zu besseren Ergebnissen.
Sind CGM-Systeme nur für Diabetiker sinnvoll?
Nein, obwohl sie ursprünglich für Diabetiker entwickelt wurden, nutzen immer mehr Leistungssportler und Fitnessenthusiasten CGM-Systeme zur Optimierung ihrer Ernährung und Trainingsplanung.
Welches CGM-System eignet sich am besten für Sportler?
Für Sportler empfehle ich Systeme mit schneller Datenübertragung auf das Smartphone und wasserfesten Sensoren. Beliebte Optionen sind der FreeStyle Libre, Dexcom G6 oder spezialisierte Fitness-CGMs wie Supersapiens.
Wie beeinflusst intensives Krafttraining die Genauigkeit der CGM-Messungen?
Starkes Schwitzen, Dehydrierung und Muskelkontraktionen können die Genauigkeit beeinträchtigen. Platziere den Sensor daher an Stellen, die beim Training weniger beansprucht werden, und berücksichtige mögliche Messungenauigkeiten bei der Interpretation.
Fazit: CGM als Schlüssel zur Trainingsoptimierung
Das kontinuierliche Glukosemonitoring bietet Kraftsportlern einen beispiellosen Einblick in die metabolischen Prozesse ihres Körpers. Es ermöglicht dir, dein Training und deine Ernährung auf einer völlig neuen Ebene zu optimieren.
Als Personal Trainer und Typ-1-Diabetiker habe ich erlebt, wie CGM nicht nur meine Blutzuckerkontrolle verbessert, sondern auch meine Trainingsleistung und Regeneration auf ein neues Level gehoben hat. Die Technologie macht das Unsichtbare sichtbar und gibt dir die Kontrolle über einen der wichtigsten metabolischen Parameter.
Ob du nun Leistungssportler, Fitness-Enthusiast oder einfach jemand bist, der sein Training optimieren möchte – ein CGM kann dir wertvolle Einblicke liefern, die über das hinausgehen, was du durch subjektives Empfinden allein erfahren kannst.
Hast du bereits Erfahrungen mit CGM im Kraftsport gemacht? Ich freue mich auf Fragen!
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Über den Autor:
Philip Lange ist begeisterter Sportler seit über 30 Jahren und arbeitet als Personal Trainer in Kiel. Mit 14 Jahren begann er, sich für Fitness und Bodybuilding zu interessieren – inspiriert von Arnold Schwarzenegger und aufgrund der Diagnose von Typ-1-Diabetes, derselben Krankheit, die ihn seinen Vater im Alter von 14 Jahren verlieren ließ. Nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann und einer Weiterbildung zum Versicherungsfachwirt arbeitete er nebenberuflich als Fitnesstrainer. 2007 entdeckte er im legendären Gold’s Gym in Venice, Kalifornien, seine Leidenschaft als Personal Trainer und Coach. Heute unterstützt er Menschen dabei, ihr volles körperliches und psychisches Potenzial auszuschöpfen.
								
													









