Warum Gespräche über Training, Ernährung & Gesundheit heute so schwer geworden sind – und warum ein offenes Mindset der Schlüssel ist
Es gibt ein Thema, das mir seit Jahren auf der Seele brennt
Etwas, das ich in hunderten Gesprächen mit Klienten erlebt habe – aber auch mit Menschen aus völlig anderen Bereichen: Handwerk, Medizin, Technik, IT, Marketing, Pädagogik, Politik. Schließlich sind Halbwissen und Fitness Mythen in all diesen Bereichen weit verbreitet.
Ein gesellschaftliches Muster, das sich überall zeigt:
Menschen reden heute mit absoluter Überzeugung über Dinge, von denen sie oft keinerlei Ahnung haben.
Nicht Halbwissen – oft Nichtwissen, verpackt in Selbstsicherheit.
Man liest eine Überschrift, hört etwas auf TikTok, übernimmt eine Meinung von Freunden – und plötzlich wird daraus eine „unumstößliche Wahrheit“.
Und egal wie freundlich, ruhig oder evidenzbasiert man argumentiert:
Viele hören nicht zu, um zu verstehen.
Sie hören zu, um recht zu behalten.
Dieses Verhalten macht Gespräche über Training, Ernährung, Regeneration, Stress, Hormone oder Gesundheit immer schwieriger.
Und es betrifft nicht nur Fitness.
Es betrifft alles.
Das Grundproblem: Meinungen werden wie Fakten behandelt
Sätze wie:
* „Proteinpulver ist ungesund, weil es künstlich ist.“
* „Krafttraining macht Frauen breit.“
* „Sättigungsbeilagen darf man nicht essen.“
* „Kohlenhydrate abends sind verboten.“
* „Ich esse kaum etwas – deswegen nehme ich nicht ab.“
* „Bio heißt automatisch gesund.“
* „Ich trinke morgens Zitrone, das entgiftet.“
* „Man muss sich ‚entschlacken‘.“
Das Problem?
Keiner dieser Sätze basiert auf Fakten.
Aber alle werden mit 100% Überzeugung ausgesprochen.
Viele Menschen verwechseln Gefühl mit Wahrheit.
Das Proteinpulver-Argument – ein Klassiker des unlogischen Denkens
Einer der hartnäckigsten Mythen:
„Proteinpulver ist ungesund, weil es künstlich ist.“
Die Realität:
* Proteinpulver ist getrocknetes Milchprotein (Whey, Casein)
* oder getrocknetes pflanzliches Protein (Erbse, Reis, Soja)
Genauso wie:
* Mehl = getrocknetes, fein gemahlenes Getreide
* Haferflocken = verarbeitetes Getreide
* Zucker = hochverarbeitetes Rüben- oder Rohrprodukt
Wenn Proteinpulver „künstlich“ ist, dann ist Mehl erst recht künstlich.
Aber Mehl wird als „natürlich“ gesehen –
Proteinpulver hingegen wird verteufelt.
Warum?
➡️ Weil Menschen Kategorien nach Gefühl bilden, nicht nach Fakten.
➡️ Viele sehen „Natur = gut, verarbeitet = böse“ – obwohl sie selbst täglich verarbeitet essen.
Viele, die Proteinpulver verteufeln, essen selbst jeden Tag Brot – das ist nichts anderes als fein gemahlenes, verarbeitetes Getreide. Die gleichen Menschen, die Whey für „künstlich“ halten, essen Dinkelprodukte und glauben, sie seien naturbelassen.
Hier wird klar:
Es geht nicht um Logik.
Es geht um gefühlte Wahrheit.
Warum Experten es so schwer haben (Trainer, Ärzte, Mechaniker, Techniker)
Menschen kommen zu einem Fachmann – und wollen dann ihre eigenen Vorstellungen bestätigt bekommen.
Beispiele aus verschiedenen Berufen:
* 🩺 Arzt: Patient googelt 10 Minuten → weiß angeblich mehr.
* 🔧 KFZ-Mechaniker: Kunde erklärt, wie der Motor funktioniert – ohne jede Ahnung.
* 🛠️ Handwerker: Kunde glaubt ein TikTok-Video statt der Fachmeinung.
* 🏋️♂️ Personal Trainer: Klient hält an Mythen fest statt an Fakten.
* 💻 IT-Techniker: Kunde versteht nicht, was er nicht versteht.
* 📈 Marketing: Kunde will „Viralität“, lehnt aber Strategien ab, die funktionieren.
Und dabei entsteht immer dasselbe Muster:
Kompetenz wird ignoriert – Meinung dominiert.
Das macht sachliche Gespräche sehr schwierig.
Der „Google-Experten-Effekt“
Ein weiteres Phänomen unserer Zeit: Menschen glauben, dass 10 Minuten Google-Recherche sie zu Experten macht.
Google liefert Informationen. Aber keine Einordnung.
Wissen ohne Kontext ist gefährlich.
Wenn du die Suche „Proteinpulver ungesund“ eingibst, findest du genau die Artikel, die deine Vermutung bestätigen – egal ob sie wissenschaftlich fundiert sind oder nicht.
Der Algorithmus verstärkt deine bestehende Meinung, anstatt sie zu hinterfragen. So entstehen Informationsblasen, in denen jeder glaubt, im Recht zu sein.
Die Psychologie dahinter: Warum Menschen lieber glauben, statt zu wissen
* Confirmation Bias: Man sucht Beweise für das, was man sowieso schon glaubt.
* Ego-Schutz: Wenn etwas nicht stimmt, fühlt man sich angegriffen.
* Komplexitätsvermeidung: Menschen lieben einfache Erklärungen.
* Wunschdenken: Man glaubt das, was angenehm klingt.
* Soziale Bestätigung: „Alle sagen das, also muss es stimmen.“
* Identität: „Ich bin Low-Carb! Ich bin Bio! Ich esse nie Gluten!“
Viele verteidigen Mythen, weil sie Teil ihrer Identität geworden sind.
Der „TikTok-Health“-Fluch
Social Media hat die Verbreitung von Halbwissen exponentiell beschleunigt. TikTok & Instagram Reels erzeugen Gesundheitsängste und Mythen im Sekundentakt:
* „Samenöle töten Dich“
* „Alles ist hormonell“
* „Jedes Supplement ist lebensnotwendig“
* „Jede Frau hat Schilddrüsenprobleme“
* „Du bist krank, ohne zu wissen, dass du krank bist“
Die Kurzform eignet sich NICHT, um komplexe Prozesse zu erklären. Ein 30-Sekunden-Video kann unmöglich die Komplexität des menschlichen Körpers erfassen – und doch werden diese Clips millionenfach geteilt und als „Wahrheit“ akzeptiert.
Wunschdenken vs. Realität – typische Selbstsabotage
Diese Beispiele habe ich unzählige Male gehört:
* „Ich schlafe wenig, aber das macht mir nichts aus.“
* „Ich brauche keinen Stressabbau.“
* „Ich mache kein Krafttraining, ich will nur Fett verlieren.“
* „Ich will Muskeln, aber ich esse kaum Protein.“
* „Ich mache Cardio und esse gesund, das reicht.“
* „Ich habe keinen Stress – ich bin nur ständig müde.“
Alle diese Sätze wirken harmlos.
Aber sie verhindern Resultate.
Sie sind wie Schutzschilde gegen Veränderung – und gleichzeitig Ausreden, warum die gewünschten Ergebnisse ausbleiben.
Der „Interpretationsfehler“ im Alltag
Menschen hören: „X kann helfen“ → und machen daraus: „X ist die einzig richtige Methode.“
Beispiel: „Fasten kann helfen“ → plötzlich fasten alle 16/8 – ohne zu verstehen, warum oder wofür.
Oder: „Krafttraining ist effektiv für Fettabbau“ → „Ich darf kein Cardio mehr machen.“
Diese Schwarz-Weiß-Interpretation führt zu extremen Positionen, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Gesundheit ist komplex und individuell – es gibt selten die EINE richtige Methode für alle.
Fehlende körperliche Erfahrung
Viele Menschen reden über Training — haben aber nie richtig trainiert.
Sie kennen:
* keine progressive Belastung
* keinen echten Muskelreiz
* keinen Unterschied zwischen Schmerz & Muskelbrennen
* keine Technik
* keine Gewichtssteigerung über Wochen
Man kann über Training nicht theoretisch diskutieren.
Training ist Erfahrung, nicht Meinung.
Wer noch nie das Gefühl hatte, nach einem gut strukturierten Krafttraining stärker zu werden, wer nie die mentale Klarheit nach einem Cardio-Workout erlebt hat, wer nie die Verbindung zwischen Ernährung und Leistung am eigenen Körper gespürt hat – der diskutiert auf Basis von Theorien statt Erfahrungen.
Die Illusion der Abkürzung
Viele suchen:
* Detox
* Superfoods
* „ein Wundermittel“
* 7-Tage-Pläne
* 30-Tage-Kuren
Und lehnen Basics ab:
* Schlaf
* Eiweiß
* Krafttraining
* Stressmanagement
* regelmäßiges Essen
* 8–12 Wochen konsequentes Verhalten
Wir leben in einer „Sofort“-Kultur, in der langfristiges, konsistentes Handeln unterbewertet wird. Die Wahrheit ist: Körperliche Veränderung braucht Zeit und Konsequenz – nicht Wundermittel.
Der „Körpertyp-Ausrede“-Mythos
„Ich bin einfach so aufgebaut.“
„Ich habe einen schlechten Stoffwechsel.“
„Das ist genetisch.“
Das sind keine Fakten — das sind Schilde, um Verantwortung abzugeben.
Genetik ist Startpunkt – keine Ausrede.
Ja, wir haben alle unterschiedliche genetische Voraussetzungen. Aber innerhalb dieser Grenzen gibt es enormen Spielraum für Veränderung. Der Unterschied zwischen einem „schnellen“ und „langsamen“ Stoffwechsel beträgt selten mehr als 200-300 Kalorien täglich – das ist ein Apfel und ein Joghurt.
Warum ein offenes Mindset heute wichtiger ist als jede Diät oder jedes Workout
Ein offenes Mindset bedeutet:
* Neugierig statt defensiv
* Lernen statt recht haben
* Hinterfragen statt klammern
* Fakten statt Gefühle
* Realität statt Wunschdenken
Die Menschen, die im Coaching am schnellsten Erfolge erzielen, haben alle eines gemeinsam:
Sie sind offen.
Nicht perfekt.
Nicht besser als andere.
Sondern: offen.
„Auf Empfehlung kam ich zu Philip Lange. Die Motivation für ein Personal Training waren meine Rückenschmerzen vor 10 Wochen. Nach der ersten Trainingseinheit ging es mir besser, war deutlich beweglicher, nach der zweiten war ich beschwerdefrei. Inzwischen trainiert mich Philip seit 10 Wochen und ich bin begeistert. Jedes Training ist abwechslungsreich und intensiv. Durch seine professionelle Anleitung und Hilfestellungen erlebe ich Fortschritte, die ich so noch nicht erlebt habe. Kein Training ist wie das andere, so macht Training Spaß! Danke Philip für Deine Ideen, Motivation, Humor, fachliche Kompetenz und Spaß. Ich freue mich auf viele weitere Trainingseinheiten!“ – Dr. med. Jens Orthmann
Die Rolle von Identität im Gesundheitsverhalten
Menschen wollen keine Ernährung ändern –
sie wollen ihre Identität behalten.
Wenn jemand glaubt, er sei „der, der abends Brot braucht“,
dann ist Brot nicht das Problem – sondern die Identität.
Wir definieren uns über unsere Gewohnheiten. Und jede Veränderung dieser Gewohnheiten fühlt sich an wie ein Angriff auf unsere Identität.
Deswegen ist es so wichtig, nicht nur über Ernährung und Training zu sprechen, sondern über das Selbstbild: Wie siehst du dich? Als jemand, der „nun mal so ist“? Oder als jemand, der wachsen und sich entwickeln kann?
Wie wir wieder echte Gespräche führen können
* Fragen stellen
* Zuhören, um zu verstehen
* Das Ego rausnehmen
* Komplexität akzeptieren
* Experten ernst nehmen
* Mythen hinterfragen
* Fehler als Lernchance sehen
Besonders wichtig: Halte Ordnung in deinen Gedanken. Wie in meinem Coaching-Ansatz immer wieder betont wird: „Wer nur einen Vorgang auf seinem Schreibtisch hat, der hat eine größere Chance, konzentriert zu sein.“ Das gilt auch für Informationen zu Gesundheit und Fitness.
Lerne, alles zu genießen, was du tust – auch das Lernen und das kritische Hinterfragen. Freude kommt automatisch dann auf, wenn wir uns entspannt bemühen, etwas gut zu machen.
Das moderne Problem: Zu viel Information, zu wenig Einordnung
Wir leben im Informationszeitalter – aber niemand hat gelernt, Informationen zu bewerten.
Bewegung und Ernährung sind von grundlegender Bedeutung für die Gesundheit von Körper und Geist, wobei die Art und Weise, wie uns diese Dinge präsentiert werden, deprimierend eindimensional ist. Fernsehwerbung und Marketingkampagnen scheinen sich immer darauf zu konzentrieren, Gewicht zu verlieren und Muskeln zuzulegen.
Aber so einfach ist es nicht. Diese Kampagnen spielen direkt mit dem Ego – und wir haben bereits darüber gesprochen, wie das Ego funktioniert!
Das Problem mit diesem simplen Fokus auf Bewegung und Ernährung ist, dass er die vielen anderen lebensverbessernden Vorteile überspringt. Viele davon sind entscheidend, um eine stabile Gesundheit aufzubauen.
Fazit: Die große Wahrheit
Man muss nicht mit allem einverstanden sein –
aber man muss bereit sein, Realität zu akzeptieren, wenn man sich verändern will.
Wir leben in einer Welt voller Informationen, aber arm an echter Erkenntnis.
Viele sprechen, wenige verstehen.
Viele glauben, wenige prüfen.
Viele verteidigen, wenige reflektieren.
Und genau deshalb brauchen wir:
* Offenheit
* Realismus
* Lernbereitschaft
* Demut
* und ein Mindset, das sagt:
„Ich will verstehen – nicht recht behalten.“
Nur so entsteht echter Fortschritt.
Hör auf, Menschen „mietfrei in deinem Kopf wohnen zu lassen“ – auch wenn es um Fitness-Mythen geht. Konzentriere dich stattdessen auf Fortschritt statt Perfektion. Und denk daran: Ein starker Körper führt zu einem starken Geist – aber der Weg dorthin erfordert ein offenes, lernbereites Mindset.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Fitness-Mythen
Wie erkenne ich vertrauenswürdige Quellen im Bereich Fitness und Ernährung?
Achte auf wissenschaftliche Belege, Qualifikationen der Autoren und ob Behauptungen mit Studien untermauert werden. Gute Quellen geben auch Grenzen ihres Wissens zu und sprechen von Wahrscheinlichkeiten statt absoluten Wahrheiten.
Warum halten sich Fitness-Mythen so hartnäckig trotz gegenteiliger Beweise?
Mythen sind oft einfacher zu verstehen als komplexe wissenschaftliche Erklärungen. Zudem werden sie durch soziale Bestätigung und Identifikation verstärkt. Menschen tendieren dazu, Informationen zu suchen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen.
Wie kann ich mein eigenes Mindset öffnen, wenn ich merke, dass ich an bestimmten Überzeugungen festhalte?
Beginne mit Neugier statt Verteidigung. Stelle Fragen wie: „Woher weiß ich, dass das stimmt?“ oder „Was wäre, wenn das Gegenteil wahr wäre?“ Suche aktiv nach Gegenargumenten zu deinen Überzeugungen und sei bereit, deine Meinung zu ändern, wenn die Beweise überzeugend sind.
Sind alle Fitness-Trends automatisch Mythen?
Nein, nicht alle Trends sind Mythen. Manche basieren auf solider Wissenschaft und werden später bestätigt. Der Schlüssel liegt darin, kritisch zu bleiben und zu verstehen, dass auch bei legitimen Trends die Wirkung individuell unterschiedlich sein kann.
Wie spreche ich mit Freunden oder Familie über ihre Fitness-Mythen, ohne sie zu verärgern?
Stelle Fragen statt Aussagen zu machen. „Woher weißt du das?“ oder „Das ist interessant, hast du dazu mehr Informationen?“ öffnet Gespräche besser als „Das stimmt nicht.“ Teile deine eigenen Erfahrungen und respektiere, dass Veränderung Zeit braucht.
Bereit für den nächsten Schritt?
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie ein evidenzbasierter Ansatz zu Training und Ernährung aussehen kann, buche jetzt ein kostenloses Beratungsgespräch. In diesem Gespräch analysieren wir deine aktuelle Situation und entwickeln gemeinsam einen realistischen Plan, der zu deinem Leben passt.
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Dein Philip Lange
Personal Trainer & Ernährungscoach aus Kiel
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